»SCREAM«

Trash chic

Es gibt immer noch Leute die Wes Craven Geld geben


Nummer 2 und 3

Die Rückkehr des Slasher Films auf die Kinoleinwand. Blutverschmierte Teenager die hauptsächlich vor, während oder nach dem Sex getötet werden. Der Mörder hat meistens eine Maske auf, benutzt ein Messer für seine Arbeit und heißt z.B. Jason oder Michael Myers; oder wie diese netten Jungs aus der Nachbarschaft sonst so heißen. Dialoge in diesen Filmen werden meistens gekreischt, und das ist wohl auch der Grund, warum diese Art Entertainment einem ziemlich schnell auf die Nerven gehen kann. Dreh doch mal einer den Ton leiser... Man hofft (doch doch, immer wieder von neuem) auf gut gemachten Thrill und Suspense und bekommt meistens nicht mehr als literweise rote Flüssigkeit, einen lausigen Plot und einen Tinitus. Da gibt es bei Scream auch nichts anderes zu entdecken. Warum Wes Cravens neuer Film so dermaßen abgefeiert wird, bleibt ein Rätsel. Muß wohl der Zeitgeist sein. Tres' chic oder Trash chic, oder was?

Nennt mir wenigstens EINEN guten Film von Craven! Jaja, Freddy Krüger. Darauf hab ich nur gewartet. Nightmare on Elm Street ist ein haufen Mist, der zwei bis drei nette Ideen hatte. Nicht daß wir was gegen Mülleimerfilme hätten. Wenn wir hier über was neues von George A. Romero zu berichten hätten, würde sich dieser Text wahrscheinlich ganz anders lesen. Cravens neues Werk fügt sich jedenfalls nahtlos in den von ihm erschaffenen Standard ein. Das bedeutet: Das Wiederkäuen von Ideen, die andere schon vor ihm hatten.

Das Telefon, das Mädchen, die Stimme des Mörders, die Maske, das Messer, so fängt dieser Film an. "Ich will Dich von innen kennenlernen" flüstert der böse Mann durch's Telephon. Fünf Minuten später hängt eine zerschlitzte Drew Barrymore mit herausgestüpeltem Gedärm an einem Baum. Autsch, das tut gleich doppelt weh. Einmal ist es schade um die einzig passable Schauspielerin in diesem Film, und zum zweiten hätten wir nicht gedacht, daß sowas noch irgendjemanden vom Kinostuhl haut. Nervöses Kichern beim Publikum und Rascheln mit der Gummibärchentüte sprechen aber eine andere Sprache. Zugegeben: Craven hat sich im Laufe der Jahre so etwas wie ironische Distanz draufgeschafft. Und so macht er sich lustig über's Genre und seine Ikonen, die da heißen: Halloween, Freitag der 13 und natürlich Nightmare. Das funktioniert auch sehr schön. Man kann prima sein Wissen überprüfen und freut sich über jeden aufgelösten Side-Joke. Wenn da nur nicht diese schrecklichen Bilder wären. "Was ist wenn ich überhaupt kein Motiv habe? Wäre das nicht das abgedrehteste überhaupt?" Dies sagt der Psychopath, ganz am Schluß wenn sein Arm schon ganz taub ist vom vielen Aufschlitzen. Genau! Die beste Erklärung für sinnentleerte Brutalitäten ist gar keine. So macht das Schlachten doppelt Spaß. Hat uns der Wes Craven etwa schon mal was anderes erzählt? Iwo, er ist da ganz der Alte geblieben. Lausige Kamera, idiotischer Plot, mittelmäßige junghübsche Schauspieler, Küchenmesserkino halt.

Mirko Puzic